Game: Albert Lassers Clearing House
Entwickler: Max Design
Plattform: PC
Genre: Wirtschaftssimulation
Release: 1995
Bulle und Bär
Das österreichische Studio Max Design war beklannt für seine sehr anspruchsvollen, sauber recherschierten Wirtschaftssimulationen, die mit vielen Hintergrundinformationen und Details daher kamen. So hatten sie schon vor der Börsensimulation "Clearing House" mit "Cash" (1991), "1869 - Hart am Wind" (1992), und "Oldtimer / Motor City" (1994/95) mehrere recht erfolgreiche Wirtschaftssimulationen herausgebracht. Albert Lasser war einer der Gründer von Max Design (die anderen waren sein Bruder Martin und Wilfried Reiter), und vermutlich war die Börse sein Baby.
"Clearinghaus (oder Clearinggesellschaft, Clearingstelle) ist ein Unternehmen, das aufgrund eines Vertrages mit den Clearingmitgliedern im Wege der Aufrechnung (Saldierung) den Ausgleich gegenseitiger Forderungen und Verbindlichkeiten durch Clearing vornimmt." - weiß Wikipedia. Das klingt extrem trocken, und vermutlich war es auch das Game. Denn trotz der vorherigen Erfolge scheint das Interesse daran eher gering gewesen zu sein: So gibt es heute nicht ein Lets Play oder einen Trailer auf YouTube, ja nicht einmal irgendwelche Screenshots zu dem Game im Netz.
Die Musik zu Clearing House
Für Max Design hatte ich im selben Jahr schon für "Dark Universe" die Musik geliefert. Die Tracks für Clearing House waren dann aber doch recht ungewöhnlich, waren es zum Teil doch keine herkömmlichen spielebezogenen Titel (also Titletrack plus Ingame-Tracks), sondern Pop-, Jazz- und Klassiksongs, die als Audio-Files auf der CD waren, die also auch im CD-Spieler abgespielt werden konnte. "2 Stunden erstklassiger, auswählbarer Soundtrack und 8 Musiktitel als Audio Tracks auf CD ROM" - wirbt das Cover. Zu den "2 Stunden Soundtrack" kann ich nichts mehr sagen (wer den hat, bitte mal melden), die acht Musiktitel aber habe ich hier. Dabei sind einige Songs, die ich mit meinem Bandkollegen Roger Mork (Gitarrist bei Slow Five) mal in einer nächtlichen Session bei mir in der Wohnung aufgenommen hatte (der bei den Songs dann auch singt, während ich die Backings mache), einige Klassikstücke (darunter meine Abschlusskomposition für die Klasse "Tonsatz und Harmonielehre" im Rahmen meines Studiums der Musikwissenschaft in Berlin) und einige recht extreme Jazz / Jazz Rock / Funk / Fusion-Nummern mit ellenlangen Piano-Improvisationen und knalligen Bläsersätzen; das Sax darauf stammt übrigens von meinem Korg Prophecy-Synthie.
Darum geht es in Clearing House
"Wissen Sie was "Futures" sind, was ein "Kontrakt" oder einer "Margin" ist, oder wie man trotz fallender Kurse enorme Gewinne realisieren kann? In Clearing House werden ihnen diese Börsenbegriffe und -kniffe schnell vertraut werden. Hier können Sie den Nervenkitzel der Terminbörse erleben. Spekulieren Sie auf den wichtigsten Terminbörsen der Welt und zeigen Sie Ihren Konkurrenten, wozu ein wirklicher "trader" fähig ist!" (Klappentext)
So urteilte damals die Presse
"Von einem Softwarehaus, das im Bereich der Wirtschaftssimulationen bereits Maßstäbe setzte (Oldtimer), hätte man eine dermaßen flache Simulation nicht erwartet. Wer sein Gehirn beim Spielen ausschalten will, sollte zum Zeitvertreib dann doch lieber zu einem Ballerspiel greifen.." - PC Games, November 1995, 23% (Sound: 70 %)
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"Wer bis hierher gelesen hat, obwohl sich die Geschichte für ihn eher fade anhört, bekommt nun recht: Sobald man den Bogen erst mal raus hat, ist das Gameplay tatsächlich ziemlich eintönig. Das ist die Präsentation sogar vom Start weg, trotz nett animierter VGA-Bildchen, den wenigen Rendereinlagen und der relativ anspruchsvollen Soundkulisse (Klassik, Jazz und Telefonklingeln). Immerhin verrichtet die Maus klaglos ihren Dienst, was aber wenig am insgesamt fallenden Testindex ändert: Clearing House hat ein heißes Thema weitgehend verschenkt, Max Design hätte sich besser vorab ein paar Insiderinfos bei den Machern des viel überzeugenderen „Capitalism“ geholt." - PC Joker, Oktober 1995
- 66%
(Sound: 68% )
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"Geld und Humor, verträgt sich das? Der Witz in Clearing House jedenfalls ist Geschmackssache: Ich persönlich finde es nur mäßig lustig, beim Computerspielen über Bilder von Politik- und Finanzpromis zu stolpern. Was mich bei Clearing House aber wirklich stört, ist z.B. die Berücksichtigung von Tageszeiten im Spiel: Wer auch nur eine Minute zu spät zur Bank kommt, steht vor verschlossenen Türen. Passiert mir im “wirklichen“ Leben ständig, beim Zocken kann ich also gerne darauf verzichten, Wer sich davon nicht abschrecken läßt, wird in Clearing House — trotz aller Albernheiten — einen ordentlichen Einstieg ins Börsengeschäft finden; Profis werden eher unterfordert. Und bitte, nicht nach zwei Tagen Clearing House das Eigenheim verpfänden und die ganze Kohle an die Börse tragen; mit einem Rubbellos für ne Mark vom Kiosk nebenan werdet Ihr vermutlich schneller Millionär!." - Power Play, November 1995, 57% (Sound: 41%)
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"Warentermingeschäfte sind bei weitem nicht so unterhaltsam wie Monopoly, sondern sturzlangweilig. Kann sein, daß beim Verjubeln von echtem Geld genug Adrenalin-Kicks aufkommen; in simulierter Form sollte der Broker-Alltag nur mit Beipackzettel gereicht werden: Längeres Spelen kann Ihre geistige Frische beeinträchtigen. Da kann man positive Aspekte zusammenkratzen, wie man will: Clearing House ist ein biederes Nischenprodukt, das mir nur unwesentlich mehr Spaß gemacht hat als meine Windows-95-Installaton. Das umständliche Geldraffen in der abgehobenen Hochfinanzwelt ist mangels Ironie und Ideen so fade wie ungesalzene Pommes.." - PC Player, Dezember 1995, 35%
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