Mortal Kombat 11
Knochenbrechendes Marvelkino
Vier Jahre ist es her, dass die Aufforderung zum Tanz bzw. Fight das letzte Mal ertönte. Anders als sein Vorgänger war Teil 10 weder auf dem Index gelandet noch beschlagnahmt worden, sondern wurde von der Bundesprüfstelle lässig ungeschnitten durchgewunken. Und auch Mortal Kombat 11 erscheint bei uns ungeschnitten, unzensiert und sogar deutsch synchronisiert; ein Fakt, der sich bei früheren Versionen wegen der knallharten BPjM kaum gelohnt hatte. Dabei setzt Teil 11 nicht nur beim Umfang, sondern auch beim Thema Brutalität gegenüber seinem Vorgänger noch einen drauf und kultiviert so sein Markenzeichen, die komplett irre und völlig überzogene Gewaltdarstellung. Aber: Mortal Kombat ist und kann viel mehr als das.
(Copyright: NetherRealm Studios)
Erstklassige Storykampagne
Die Storykampagne kommt mit einer absolut erstklassigen Story, professionell inszeniert mit vielen Zwischensequenzen, Kamerafahrten, wechselnden Einstellungen, mit Action, guten Dialogen und einem fulminanten Soundtrack und irren Effekten - das ist ein Gefühl wie im epischen Marvel-Kino. Wer neu ist bei Mortal Kombat, wird vielleicht nicht alles verstehen, da sich vieles auf Ereignisse in den letzten Teilen bezieht. Im Mittelpunkt steht die Zeitgöttin Kronika. Die hat die Schnauze voll von Donnergott Raiden, der ihr immer wieder ihren Job vermiest. Aber als Wächterin der Zeit hat sie so ihre Möglichkeiten. Sie dreht einfach die Zeit zurück!
Ein toller Kniff, denn so tauchen in der rund 6-stündigen Kampagne dann auch längst verstorbene oder verschwundene Figuren aus älteren Folgen wieder auf - oder sind Alte wieder jung und so weiter. Ein herrliches Durcheinander, wenn Akteure aus der Vergangenheit auf die der Gegenwart treffen. Um die Verwirrung in Grenzen zu halten, hat man dieses Mal auf Rückblenden und Quicktime-Events verzichtet. Unterbrochen wird die Story-Kampagne nur von rund 50 Kämpfen mit wechselnden Protagonisten. Für Anfänger eine schöne Gelegenheit, sich mit den Eigenarten der verschiedenen Kämpfer vertraut zu machen.
(Copyright: NetherRealm Studios)
Verbessertes Kampfsystem
Womit wir endlich bei den Kämpfen wären. Da hat man ein wenig Tempo rausgenommen und die Sprints gestrichen, so dass ihr euch noch mehr auf das Abfeuern der Kombos konzentrieren könnt. Wer sich die komplexen Tastenkombination dafür nie merken kann, kann sich die auf Wunsch auch einblenden lassen - danke dafür.
Aus dem vormals einem Energiebalken sind nun deren zwei geworden: Die Offensivleiste ist für Angriffe zuständig, die Defensivleiste hilft, wenn ihr zu Boden geht. Die spektakulären X-Rays aus Teil 10 wurden jetzt zum einen durch charakterspezifische Crushing Blows, zum anderen auch durch die mindestens ebenso sehenswerten Fatal Blows ersetzt. Letztere könnt ihr starten, wenn ihr nur noch 30 Prozent Lebensenergie habt. Mehr als einer pro Runde ist aber nicht drin.
Noch spektakulärer sind natürlich die beliebten Fatalities, die knochenbrechenden, bluttriefenden, absurd überspitzten Finisher. Da werden schon mal Gehirne gefressen, abgerissene Oberkörper als Bauchrednerpuppe benutzt oder Gegner gesprengt. Das alles ist so was von Jenseits allem Vorstellbaren, dass es in seiner Übertreibung einfach nur noch herrlich komisch ist.
(Copyright: NetherRealm Studios)
Gute Tutorials, massig Spielmodi und viel Individualisierung
Klingt alles immer noch wahnsinnig kompliziert, doch keine Sorge: Das Tutorial erklärt das alles super ausführlich, für jeden der 25 Kämpfer gibt’s da obendrein sogar ein eigenes Kapitel, um auch deren Feinheiten zu verinnerlichen.
Neben der erwähnten Solo-Kampagne warten noch zahlreiche weitere Spielmodi auf euch: Da gibt es die klassischen Türme sowie die neuen Türme der Zeit, das kleine Single-Player-Adventure namens Krypta mit ihren Rätseln, bei der ihr im Third Person-View auf Shang Tsungs Insel Kisten öffnen könnt sowie Mehrspieler-Fights der verschiedensten Couleur: Volles Haus also.
Neu sind die umfangreichen Individualisierungs- und Verbesserungsmöglichkeiten an den Kämpfern wie Rüstungsteile, Waffen oder Klamotten, die über gewonnene Objekte und Erfahrungspunkte erreicht werden.
(Copyright: NetherRealm Studios)
Einige kleine Ärgernisse
Ganz ohne zu Meckern geht’s aber auch bei Mortal Kombat 11 nicht. So sind manche der Türme mit ihren modifizierten Gegnern geradezu unfair schwer ausgefallen, die Mikrotransaktionen sind teuer, aber eigentlich überflüssig, das Belohnungssystem setzt auf extrem intensives, Zufall basiertes Grinden und gelegentliche Lags im Online-Modus stören mitunter das ansonsten einwandfreie Spielerlebnis.
(Copyright: NetherRealm Studios)
Tolle Technik
Technisch ist Mortal Kombat 11 eine Pracht, mit detaillierten Arenen voller zerstörbarer bzw. interaktiver Objekte, fein ausgearbeiteten Kämpfern, wunderbar inszenierten Zwischensequenzen, brachialen Soundeffekten und einer erstklassigen Vertonung - großes Kino!
(Copyright: NetherRealm Studios)
Fazit
Mortal Kombat ist ein fantastisches Umfangmonster, mit einem gut spielbaren Kampfsystem, bei dem sowohl Anfänger als auch Profis auf ihre Kosten kommen, einer fantastisch inszenierten Kampagne, spaßigen Fatalities und exzellenter Technik. Es ist trotz einiger Ungereimtheiten und kleinen Ärgernisse das bisher beste Mortal Kombat.
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