Horizon Zero Dawn (PC)
B-Movie mit Kühen
Als Spieletester bekommt man jährlich ja Unmengen von Games auf den Tisch. Da bleibt wenig Zeit, die wirklich alle bis zum Ende zu spielen. Ab und zu aber bleibt man bei einem hängen und schlägt sich die Nächte um die Ohren, nur um das Finale zu erleben. Eines davon war „Horizon Zero Dawn“, das Anfang 2017 auf der PS4 erschienen war. Damals eins der besten Games für die Playsi. Jetzt, gut dreieinhalb Jahre später, ist tatsächlich doch noch eine PC-Version erschienen. Was auch daran liegen mag, dass der frühere Studiochef von Guerilla Games – die Horizon entwickelt hatten – jetzt Playstation Worldwide Studios President ist.
Aber da wir nun alle wissen, wie schnelllebig die Spielebranche ist, und dass dreieinhalb Jahre auch schon mal „komplett veraltet“ bedeuten kann, stellt sich natürlich die Frage: Macht Horizon Zero Dawn heute noch genauso viel Spaß wie damals? War es eine gute Idee, diese Legende noch mal wieder aufleben zu lassen?
(Copyright: Guerilla Games)
Roboter und Flitzebogen
In ferner Zukunft, gut 1000 Jahre nach dem Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation, sind die Menschen entwicklungstechnisch wieder zurück in der Steinzeit. Die Überlebenden einer anfangs nicht näher beschriebenen Katastrophe leben in Stämmen zusammen und jagen mit Pfeil und Bogen. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Maschinenwesen, die die fantastische Spielewelt bevölkern, darunter aggressive Robo-Saurier, turmhohe Giraffenähnliche Wesen oder künstliche tigerähnliche Raubtiere.
Lange Zeit haben Menschen und Maschinenwesen in friedlicher Koexistenz verbracht. Auch wenn die Maschinen das sicher anders gesehen haben, wurden sie doch von den Menschen gejagt, weil die deren Ersatzteile und Ressourcen brauchten. Dann aber befiel eine seltsame „Maschinenstörung“ die Metallwesen, die dadurch immer mehr zur tödlichen Bedrohung der Stämme wurden. Auch tauchten plötzlich neue Roboter auf, die anscheinend gezielt entworfen worden waren, um Menschen zu töten.
(Copyright: Guerilla Games)
Laras kleine Schwester
Heldin in dieser mysteriösen Welt ist die Jägerin Aloy. Die hatte wegen ihrer ungeklärten Herkunft einen schweren Stand im Stamm und wurde verstoßen. Aber gegen alle Widerstände kämpft sie sich mit Hilfe ihres Ziehvaters Rost zurück in den Stamm und wird zur Kriegerin. Und als solche zieht sie im Auftrag ihres Stammes, den Nora, als Sucherin los, ihre eigenen Wurzeln zu finden, aber auch gegen einen unbekannten, mächtigen Gegner, der hinter all dem zu stecken scheint.
Auf ihrem Weg begegnet sie unter anderem der Kriegsherrin Sona, dem Sonnenkönig Avad und dem dunklen Clan der Schatten Carja, die sie in ihrer Hauptstadt Meridian aufsucht. Die nicht so friedlich sind, wie sie tun. Aber mehr will ich hier auch gar nicht verraten.
(Copyright: Guerilla Games)
Zu den Waffen!
Du kämpfst mit primitiven Waffen gegen die Maschinenwesen, stellst ihnen Fallen, oder versuchst sie zu zähmen – dann kämpfen sie für dich, einige lassen sich sogar reiten. Außerdem besitzt Aloy auch noch den „Fokus“ – ein kleines Kommunikationsgerät aus den Zeiten der Metallwelt, das an der Schläfe getragen wird und das beim Spurenlesen und bei der Verständigung mit den Maschinenwesen extrem nützliche Dienste leistet.
(Copyright: Guerilla Games)
Och ist das schön hier!
Ebenso abwechslungsreich wie Deine Ausrüstung sind die Landschaften, die du erforschst. Da gibt es überwucherte Ruinenstädte, die im Sonnenlicht leuchten, schneebedeckte Gebirge, orangefarbene Canyons, staubige Wüsten und undurchdringbare Dschungelgebiete. Du erkundest alte Hochhaus-Ruinen und Höhlen und Katakomben der Kinder des Metalls, sammelst Kräuter und Ressourcen, handelst, levelst dich und deine Waffen hoch, hebst Banditenlager aus, kletterst, craftest, scannst Umgebung und Feinde mit deinem futuristischen Sucher und versuchst herauszubekommen, welche Katastrophe das alles ausgelöst hat.
Insgesamt 21 Hauptmissionen gibt es, plus kistenweise kleinerer Nebenmissionen, die du meist in den kleinen Dörfern und Städten bekommst, auf die du hin und wieder stößt. Insgesamt seid ihr mit dem Hauptprogramm schon mal gut 40 bis 60 Stunden beschäftigt.
Anders als in vielen anderen Open-World-Games wird das alles aber nie langweilig. Der Mix aus SciFi und Steinzeit, die Mischung aus Action, Adventure und Rollenspiel, die detailverliebte, zum Niederknien schöne Spielewelt und ihre Völker, die mehr ist als nur Kulisse, die bis zum Ende spannende Story, das gute Skillsystem, die sympathische Heldin, die 25 Arten von Metallwesen – all das verschmilzt in „Horizon Zero Dawn“ zu einem homogenen, großartigen Ganzen, von dem man einfach nicht genug bekommen kann.
(Copyright: Guerilla Games)
Die PC-Version
Womit wir bei der PC-Version wären. Die nämlich setzt da noch einen drauf. Neben dem Hauptspiel ist hier auch die Erweiterung „The Frozen Wilds“ mit weiteren 15 Stunden Spielzeit enthalten – inklusive neuem Gebiet, neuen Storymissionen und Gegnern. Außerdem gibt’s in der PC-Fassung auch zusätzliche Outfits, Bögen und Rohstoffe der Stämme Carja, Nora und Banuk. Um mal Aal-Dieter vom Hamburger Fischmarkt zu zitieren: Das ist immer noch nicht alles! Mit dabei ist ein Ultra-Widescreen Support, eine nach oben offene Framerate, dynamisches Blattwerk, mehr Grafikoptionen, optische Verbesserungen und zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten. Wovon ihr dann je nach Hardware mal mehr, mal weniger habt.
(Copyright: Guerilla Games)
Fazit
Horizon Zero Dawn war ja schon auf der PS4 Pro ein Gedicht für die Augen, auf dem richtigen PC aber wird’s ein Grafikmonster, mit atmosphärischer Beleuchtung, dynamischen Wetter, Natur bis in s letzte Detail, lebensechten Animationen, Tag-Nacht-Wechseln und vielem mehr. Da möchte man am liebsten Urlaub machen. Wenn die Metallviecher nicht wären. Und die Banditen. Und die Dämonen. Ja ok, vielleicht ist Urlaub an der Nordsee doch die bessere Wahl.
Für mich war Horizon Zero Dawn damals eins der besten Spiele überhaupt. Nicht ganz fehlerfrei und manchmal wollte es auch zu viel und wirkte dadurch etwas überladen, aber das fiel nicht weiter ins Gewicht. Und auch heute ist das Game in seiner kompakten Gesamtheit immer noch ein Meisterwerk. Und zwar eines, das auf dem richtigen PC noch mehr strahlt als früher.
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