Review 190328 Yoshis Crafted World

Yoshi's Crafted World

Rundum gute Resteverwertung

Gut vier Jahre ist es her, dass Yoshi das letzte Mal in „Yoshi’s Woolly World“ über die Bildschirme tobte. Jetzt ist er zurück. und obwohl die Spielewelt hier aus Resten und Müll gebastelt wurde, ist das Game alles andere als Abfall.

(Copyright: Nintendo)
Alles Müll?

Der große Unterschied zum fast vier Jahre alten Yoshi-Vorgänger „Yoshis Woolly World“ ist, dass die Spielewelt jetzt nicht mehr handgestrickt- und gehäkelt ist, sondern scheinbar aus Resten aus der Gelben, Braunen und grauen Tonne gebastelt wurde. Bunte Papierpflanzen, alte Becher und Eimer, Papprollen, Strohhalme, Tannenzapfen, kleine Kisten und zerknülltes Papier wurde bemalt, ausgeschnitten und geklebt und zu wunderbaren Landschaften, Gebäuden und Fahrzeugen zusammengefügt – wie die Abschlussarbeit eines besonders begabten Waldorf-Kindergartens.
(Copyright: Nintendo)
Spielerisch: Viel Altbewährtes und ein klein wenig Neues

Spielerisch bleibts aber beim altbewährten Mario-Yoshi-Nintendo-Jump and Run-Konzept. Heißt: Von links nach rechts durch die unterschiedlichen Welten hüpfen, Extras sammeln und Gegnern auf den Kopf springen oder selbige -Yoshi speziell – mit der klebrigen Zunge einkassieren.

Eine kleine Änderung gibt’s dann aber schon: Die Level sind nicht mehr streng zweidimensional, sondern haben auch einen Vorder- und Hintergrund – so ein bisschen wie in Little Big Planet. Dort befindliche Sammelgegenstände werden dann mit Eiern beschossen und einkassiert. Manchmal lassen die sich aber auch fußläufig erreichen – davon hätte es gerne auch mehr sein dürfen.

An Sammelkram stehen dieses Mal rote und goldene Münzen und Grinseblumen. Erst wenn ihr alles gefunden habt, gilt ein Level als erledigt. Weshalb man dann auch öfter mal alte Level noch mal startet, da man vieles erst in späteren Durchläufen findet. Um die Minischnuffels zu finden, werden die Level dann auch von hinten nach vorne gespielt, so dass ihr die Rückseite der Spielewelt zu Gesicht bekommt. Eine nette Idee. Allerdings übertreibt es Nintendo hier dann doch ein wenig, indem es den Spieler später erneut immer wieder in die Level schickt, mit dem neuen Auftrag, nun auch noch Souvenirs zu finden. Die können aber nur nacheinander gesammelt werden und nicht in einem Extra-Durchlauf. Was auf die Dauer etwas ermüdend wird – so was muss doch nicht sein.

So richtig schwer ist Yoshis Crafted World nicht, erst in der zweiten Hälfte ziehts dann ein wenig an. Bis dahin sind die Gegner extrem harmlos und ein Game Over gibt es auch nicht. Für Jump & Run Profis ist das viel zu einfach. Aber darauf kommt es auch gar nicht so an. Wieder mal sind die Level ganz wunderbar gestaltet, Ideen und Abwechslung würden wieder mal locker für fünf Spiele reichen. Apropos Abwechslung: Dazu gehören auch die zusätzlichen Minispiele wie Solar-Auto-Rennen, Railshooter oder Action im Papierflugzeug. Dazu kommt, dass Ihr das komplette Game auch Koop zu zweit absolvieren könnt. Das ist dann zwar meist ziemlich chaotisch und sicher nicht einfacher, dafür aber lustig.

(Copyright: Nintendo)
Die Story: Lahm, aber zumindest ohne Peach-Entführung

Die Story hinter all dem ist wie immer bei den Nintendo-Games nicht groß erwähnenswert, wird doch das immer gleiche Muster verwendet: Baby Bowser und Kamek wollen den Yoshis die Traumsonne stehlen und verteilen dabei die Traumjuwelen in der Spielewelt. Die von euch dann wieder eingesammelt werden müssen. Na, immerhin wird dieses Mal ausnahmsweise nicht Prinzessin Peach aka Opfer vom Dienst entführt. Danke dafür.

(Copyright: Nintendo)
Technik, die begeistert. Fast immer.

Das Game setzt übrigens mal nicht auf die hauseigene Grafikengine, sondern auf die bewährte Unreal Engine. Womit der neue Yoshi noch einen Tacken besser rüberkommt als der Vorgänger. Das liegt aber nun nicht nur an der Engine, sondern vor allem natürlich an dem ausgefallenen Artdesign, das – wie schon erwähnt – aus Abfall und Bastelresten eine wunderbare, einzigartige Welt schafft. Der Soundtrack dagegen bewegt sich die gekonnt auf dem bewährten Dudel-Niveau, passt aber immer hervorragend zu der Thematik der einzelnen Level. Was aber (vielleicht nur mich) schon seit Jahren nervt, ist die unverständliche Plapper-Sprachausgabe – schon, weil sich Intro und Zwischensequenzen nicht abbrechen lassen und man den ganzen Kinderkram über sich ergehen lassen muss. Das war vor 30 Jahren vielleicht mal ganz lustig, heute geht’s mir auf den Zeiger. Aber das mag auch jeder gerne anders sehen.
      
(Copyright: Nintendo)
Fazit

Auch wenn es nicht sonderlich umfangreich oder schwer ist und spielerisch meist auf bekannten Pfaden wandelt, ist Yoshis Crafted World ein Traum von Jump & Run. Allein die Bastelthematik lädt zum Verlieben ein. Dazu noch das perfekte Leveldesign, die launige Mucke, die guten Bossfights und die vielen kleinen WTF-Momente und das erste Switch-Highlight des Jahres ist geboren.

Game: Yoshi’s Crafted World

Genre: Jump & Run

Release: 29.03.2019 (Switch)

Entwickler/Publisher: Nintendo

USK: ab 6

Sprachausgabe/Texte: Plapperspeak/Deutsch

https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch/Yoshi-s-Crafted-World-1233953.html

Dieser Gamecheck als Podcast auf Spotify Dieser Gamecheck als Podcast auf Podcast.de
Share by: