Review 200706 Marvels Iron Man VR

Marvels Iron Man VR

Fliegen wie Tony

Die meisten von uns kennen sicher den Milliardär Anthony Edward Stark, kurz Tony - aber besser noch bekannt als „Iron Man“, eine Superhelden-Comicfigur aus dem Marvel Verlag. Der Mann, der nach eigener Aussage einfach alles hat. Sogar einen exquisiten Modegeschmack. Gefehlt hat ihm bis jetzt nur noch ein Iron Man Superhelden VR-Game. Das - Ihr ahnt es schon - jetzt endlich da ist. Und überraschenderweise Marvels Iron Man VR heißt. Ist das endlich mal die Chance, selber hautnah mit Iron Mans Rüstung zu verschmelzen und gekonnt durch die Luft zu rasen, um Schurken zu verprügeln? Oder ist das nur eine billige Lizenzgurke, um Sonys VR-Headset endlich mal wieder etwas Futter zu geben?

(Copyright: Sony/Naughty Dog)
Die Story

Der gute Tony hat die Schnauze voll vom Leben als skrupelloser Waffenproduzent und -Lieferant. Das schlechte Gewissen plagt ihn und so steht sein Entschluss fest: Er will ein besserer Mensch werden und etwas zurück geben. Wie auch immer. Selbst Freundin Pepper ist stolz und hält den historischen Moment in einem Polaroid fest, während unser Tony eben noch schnell noch die letzten Kampfdrohnen eigenhändig vom Himmel holt und das virtuelle Helferlein Gunsmith abschaltet. Und dann beginnt das neue Leben des Tony Stark.

So zumindest der Plan. Aber wie sagte John Lennon: “Life is what happens when you’re making other plans”. So auch hier: Als Tony mit seinem Privatflugzeug unterwegs ist, wird selbiges angegriffen.  To make a long story short: Iron Man springt durch ein Loch in der Bordwand seinem Koffer hinterher um anschließend natürlich Pepper zu retten. Aber wer steckt hinter dem Anschlag? Iron Man will Rache - das mit dem „ein anderer Mensch werden“ und „keine Gewalt mehr“ muss halt noch etwas warten. Also wird der virtuelle AR-Gunsmith wieder aus dem Schuhkarton gekramt und zur Jagd auf den heimtückischen Gegner geblasen. Der schon bald auf der Bildfläche erscheint. Mehr will ich aber hier nicht verraten.
 

(Copyright: Sony/Naughty Dog)
Ohne die passende Hardware bleibt ihr am Boden

Wenn Ihr in die Rüstung von Iron Man schlüpfen wollt, benötigt ihr allerdings einiges an Hardware. Klar, eine PS4 (weil es das Game nur für Sonys Konsole gibt) und das PSVR-Headset. Aber auch zwei der alten und immer noch sticklosen Move Controller - alternativ mit dem NormalController spielen, wie es in anderen Games bisher üblich war, funktioniert hier nämlich nicht.

Für die, die da noch nicht voll ausgerüstet sind, gibt es ein spezielles Iron Man VR Bundle inklusive zweier Move Motion Controller. Mediamarkt und Saturn bieten das aktuell für schlappe 99,99 Euro an. Bei Amazon kostet allein das Controller Twin Pack 145 Euro. Vielleicht ist das Bundle dann da deshalb gerade „nicht verfügbar“. Mal sehen, ob und wann das da wieder auftaucht.

Der mit den Händen wedelt

Das hat aber auch einen guten Grund. Im Spiel nämlich fliegt ihr nämlich mit den Händen bzw. auch mit den Armen. Da in Iron Mans Superhandschuhen Manövrier-Düsen verbaut sind, müsst ihr z.B. nur die Handflächen (mit den Movecontrollern) nach unten halten und schon geht’s ab steil nach oben. Handflächen nach oben plus Gasgeben mit den Schaltern bremst dann dementsprechend, Handflächen nach außen mit ausgebreiteten Armen leitet eine Kurve ein, Handflächen schräg und so weiter - das Prinzip sollte jetzt jedem klar sein.

Das ist aber noch lange nicht alles. Ein Doppelklick auf die Schubtasten am Movecontroller aktiviert den Nachbrenner. Blöd dabei ist nur, dass man diesen Superschub ständig aus Versehen auslöst, da der Begriff Doppelklick hier zeitlich doch sehr weit gefasst ist. So kommt es durchaus vor, dass ihr euch unter Zeitdruck millimeterweise an eine Kiste herantastet, um dort - sagen wir mal - eine Bombe unschädlich zu machen, um dann - weil ihr etwas zu schnell den Trigger betätigt - plötzlich 100 Meter hoch in die Luft katapultiert zu werden. Was nach dem dritten Mal dann schon mal für einen Schreikrampf sorgen kann.
 

(Copyright: Sony/Naughty Dog)
Locker aus den Händen gefeuert

Hinzu kommt noch die Waffensteuerung. Handflächen nach vorne plus Ballertrigger lässt die Repulsoren aktiv werden, nehmt ihr die Handflächen runter, sind die Raketen scharf. Und halte ich den Feuerknopf gedrückt, lädt sich eine Art Energiefaust auf, deren Kraft ich dann durch eine ruckartige Armbewegung Richtung Boden schleudern kann.

Ja, und ihr ahnt es, das war immer noch nicht alles. Da ist zum Beispiel auch noch eine Art Laserbeam, der erst aufgeladen werden muss und über wieder andere Trigger bzw. Handstellungen funktioniert. Mit der Zeit lässt sich Rüstung mit ihrem Waffenarsenal auch immer weiter verbessern, ein kleines Paradies für Bastler, nach dem Motto „Respekt wer’s selber macht“ oder so ähnlich.
 

(Copyright: Sony/Naughty Dog)
Aller Anfang ist schwer

Hört sich kompliziert an und ist es die ersten Stunden auch. Immer wieder erwischt man mal den falschen Button, macht die falsche Handbewegung oder alles auf einmal. Für die ersten Runden auf dem Testparcours vor Tonys Luxusvilla am Strand habe ich gefühlt Stunden gebraucht. Und mich in den ersten Luftkämpfen immer wieder in den Schwebemodus gerettet, wo mein eiserner Held auf Knopfdruck still in der Luft steht.

Was bei Testflügen nur etwas nervig ist, hat in den Missionen dann schnell game-Over-Konsequenzen. Denn hier wird oftmals nicht einfach nur geballert, sondern sind auch gerne mal feinfühligere Flugmanöver gefragt. Etwa, wenn ich in den Häuserschluchten einer Stromleitung folgen soll, während mich gegnerische Drohnen unter Beschuss nehmen. Oder ich im Flug eine Tür schweißen soll, ein Feuer löschen oder irgendwas reparieren.

(Copyright: Sony/Naughty Dog)
Ballern und plaudern. Und Basketball spielen. Und Pumpen.

Im Mittelpunkt aber stehen dann doch die Dogfights mit ihren (irgendwann) gekonnten Flugmanövern. Die Gegner wie Bodenpanzer oder Kampfdrohnen sind da zwar nicht übermäßig variantenreich oder gar intelligent und deshalb auch meist leicht zu knacken, Spaß macht das aber trotzdem auf jeden Fall.

Zwischendurch treffen wir uns auch schon mal auf einen Plausch mit Pepper, Gunsmith oder Friday oder erkunden das Anwesen, das Büro oder Helicarrier. Da könnt Ihr euch dann am Boxsack oder auf der Hantelbank vergnügen, in Büchern blättern oder am Basketballkorb ein paar Körber werfen. Das ist schon launig gemacht, auch wenn es nur sprungweise durch die Örtlichkeiten geht.

Grafik mau, Sound gut, Ladezeiten irre

Wirklich schön ist Iron Man VR nicht. Selbst auf der PS4 Pro sieht das alles recht grobtexturiert und leblos aus, mit einem starken Hang zur Kantenbildung und gelegentlichen Einbrüchen der Framerate. Der Sound ist da schon um einiges besser, mit einem leinwandreifen Soundtrack und guten deutschen Stimmen - zwar nicht die Originalstimmen aus dem Kino, aber trotzdem gekonnt.

Geradezu eine Unverschämtheit sind allerdings die irre langen Ladezeiten. Beim ersten Mal dachte ich wirklich, die Playsi habe sich verabschiedet, nachdem ich gefühlt minutenlang auf den schwarzen Bildschirm geschaut hatte. Aber nein, ist not a bug, ist a feature. Was da in der ganzen Zeit geladen wird, bleibt angesichts der eher grobschlächtigen Optik schleierhaft.

Das VR-Erlebnis ist trotz der schwachen Grafikperformance durchaus ok, besonders natürlich in den Flugeinlagen. Leute mit Hang zur Motion Sickness sollten da aber vorsichtig sein, bei dem schnellen auf und ab kann das auch schon mal in den Eimer gehen.

(Copyright: Sony/Naughty Dog)
Fazit

Auch wenn Grafik und Story eher aus der Spiele-Unterwelt kommen, ist Marvels Iron Man VR unter dem Strich doch eine gelungene Superhelden-Nah-Erfahrung. Die VR-Fights und die Rumdüserei machen Laune, die 12 Kapitel liefern einiges an Abwechslung ab, mit rund 10 Stunden stimmt auch der Umfang zum Preis von rund 40 Euro. Und angesichts der vielen kleinen und größeren Marvel-Gimmicks ist das außerdem ein schöner Fan-Service. Wer die passende Hardware eh schon zu Hause hat, sollte da auf jeden Fall in die Iron Man-Rüstung steigen.

Game: Marvels Iron Man VR

Genre: VR-Action/Shooter

Release: 03.07.2020 (PS4)

Entwickler/Publisher: Camouflaj / Sony

USK: ab 12

Sprachausgabe/Texte: Deutsch /Deutsch

Webseite: https://www.playstation.com/de-de/games/marvels-iron-man-vr-ps4/

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