Game: Lionheart
Entwickler: Thalion
Plattform: Amiga
Genre: Action / Jump & Run / 2D Scroller
Release: 1993
Der letzte Versuch: Lionheart
Es war frustrierend: Wir bei Thalion brachten ein gutes Game nach dem anderen heraus, aber die Verkaufszahlen waren meist ziemlich mau. Es wurde wenig gekauft und viel zu viel kopiert. Auf die Dauer konnten wir so nicht weitermachen, es lohnte sich einfach nicht. Ambermoon und Lionheart sollten der letzte Versuch sein: Wir kündigten vor dem Release an, dass das - wenn wieder kaum jemand kauft, aber viele kopieren - wir keine Games für den Amiga mehr produzieren würden. Und setzten alles auf eine Karte: Lionheart bekam nicht einmal einen Kopierschutz, wir wollten den Leuten zeigen, dass wir darauf vertrauten, dass sie das Richtige taten. Machten sie aber nicht und das Ende ist bekannt - wenig später musste Thalion dicht machen. Und nicht lange danach war auch der Amiga Geschichte. Zugrunde gerichtet von Raubkopieren. Danke dafür, ihr Idioten.
Die Musik zu Lionheart
An Lionheart und an Ambermoon arbeitete ich gleichzeitig. Es war da gar nicht so leicht, im Kopf dann auf einen anderen Stil zu schalten. Eben noch volles Orchester für Lionheart, eine Stunde später dann wieder Mittelalter für Ambermoon. Auf Inspiration durfte ich da nicht warten, am Ende des Tages musste ein Ergebnis stehen. Und das war dann Erik (Simon) meist zu lang. "Klingt klasse, aber machs kürzer" war sein Standardsatz am Telefon. Für Lionheart und Ambermoon war ich weg von den Trackern auf den Sonc Arranger gewechselt. Der hatte den Vorteil, dass er auch selber synthetische Sounds produzieren konnte und so weniger Samples (und damit weniger Speicherplatz) benötigte. Der "Drachenflug" auf Lionheart ist zum Beispiel 58 kb groß - der komplette Song wohlgemerkt. Normale Amiga DD-Disketten fassten allerdings auch nur rund 880 Kb. Die 10 Lionheart-Songs alleine brauchten - trotz Sonic Arranger und Eriks Mahnungen - am Ende knapp 600 kb. Kein Wunder also, dass Erik dann um jedes
Byte bei den Effekten kämpfte. Die Musik war die spaßige Kür, die Effekte waren die zeitraubende Pflicht. Gut 200 Effekte habe ich für Lionheart gebastelt, manche nur wenige Byte groß - und das hat sicher 10x länger gedauert als die Arbeit an der Musik. Heute sucht man sich wuchtige Explosionen aus einer Library, auf die Größe wird dabei nicht geschaut. Damals musste alles noch von Hand gebastelt werden - aber am Ende hat auch das irgendwo Spaß gemacht.
Nerdwissen
Valdyn, der Held in Lionheart, hatte damals übrigens verblüffende Ähnlichkeit mit Henk (Nieborg), unserem Grafiker. Was a) nicht ganz zufällig so war und b) immer wieder Anlass zu kleinen Sticheleien im Team gab :-)
Darum geht's in Lionheart
"Valdyn, auch Lionheart genannt, ist der Held des Spiels und eine Mischung aus Mensch und Großkatze. Er erhielt diesen Spitznamen aufgrund seines Mutes nach dem heiligen Juwel des Königreichs, das einmal pro Jahr dem Volk gezeigt wird, um die Göttlichkeit des Königs zu beweisen. Als dieses vom Bösewicht des Spiels, Norka, drei Tage vor dem Fest entwendet wird, wird der in den Kerkern des Königs sitzende Valdyn damit beauftragt, das Juwel wiederzubeschaffen. Neben dem Juwel muss Valdyn auch ein Gegenmittel für seine bei dem Überfall in Stein verwandelte Freundin Ilène beschaffen, das nur im Land Norkas wächst."
"Das Spiel besteht aus sieben Welten mit insgesamt 13 Levels, wobei es eine geheime Welt mit einem zusätzlichen Level gibt, in welcher sich das Amulett zu Ilènes Befreiung befindet. Die ersten zwei Welten sind in Levels unterteilt, die durch Höhlen verbunden sind. Das erste Level in Welt 4 wird auf einer Echse reitend durchquert, Welt 5 wird fliegend durchquert und wird somit als horizontal scrollendes Shoot em Up gespielt. Innerhalb der einzelnen Levels gibt es wiederum versteckte Bonussektionen." (Wikipedia)
So urteilte damals die Presse
"Alles, was man in Lionheart bewerten kann, ist nahezu perfekt. Die Grafik ist detailliert, farbig und abwechslungsreich. Der Sound atmosphärisch hervorragend und technisch sauber arrangiert und das Gameplay thront auf Super Mario-Niveau. Der Katzenmensch lässt sich hervorragend steuern und im ganzen Spiel ist keine unfaire Situation zu finden. Jeder Sprung lässt sich pixelgenau durchführen und der Schwierigkeitsgrad steigt langsam aber sicher an. Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine Konsole anzuschaffen, sollte sich Lionheart zulegen, denn Besseres wird er auch auf einer Konsole nicht erleben können." - Amiga Games
"Nie zuvor hat man eine solche Perfektion in einem Amiga-Spiel bewundern können. Die Grafiken sind unglaublich vielfältig und allesamt beeindruckend. Der Sound passt grandios zum Spiel und vermittelt eine hervorragende Atmosphäre. Das Gameplay ist exzellent. Dank hervorragender Steuerung und tollem Leveldesign treten nie frustrierende Spielsituationen auf. In allen Belangen wurde beispielhafte Arbeit geleistet. Wer sich nun weiterhin Spiele dieser Qualität für den Amiga wünscht, sollte nun zugreifen, sonst wird es sich um einen Traum handeln." - Playtime
März 93 - 94% (Sound: 90%)
Das komplette Review lest ihr hier:
"Unglaublich, aber wahr. Das Actionspiel Lionheart stellt sogar meinen Favoriten Turrican II in den Schatten. Thalion liefert das perfekte Jump and Run im Edel-Look. Jede einzelne Welt ist noch ein Stückchen schöner gestylt als die vorherige, das impossante Parallax-Scrolling sucht seinesgleichen und der Held ist detailliert und flüssig animiert. Dazu gesellen sich atemberaubende 3-D-Effekte und butterweiche Animationen. Matthias Steinwachs liefert den perfekten Soundtrack. Vom orchestralen Sound bis zu rockigen Rhythmen geht die Musik voll ins Ohr. Gebt dem Mann einen Plattenvertrag! In Sachen Spieldesign zieht das Team um Erik Simon ebenfalls alle Register: Nach kurzer Eingewöhnungszeit klappt die herrlich flexible Steuerung im Schlaf. In den üppigen Welten schlummern viele nette Ideen, Geheimräume und hinterhältige Gegner ohne Ende. Einzig und allein das dünne Extras-Arsenal bringt Lionheart einen dezenten Rüffel ein. Doch wenn dem Action-Fan schon mal soviel Gutes wie mit dem Katzenmenschen widerfährt, ist das den Kaufpreis locker wert." - Amiga Magazin
"Was für eine Grafik ! Was für ein Sound ! Was für ein Spiel ! Die Jungs von Thalion haben derart viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt, dass man glaubt, den Schweiss aus den Disketten tropfen zu sehen. Und wahrlich, sie haben nichts vergessen, was ein gutes Hüpf- und Kampfspiel ausmacht. Die verzweigten Levels sind toll ausgetüftelt und mit neuartigen Ideen versehen, die Bewegungsmöglichkeiten des Löwenmenschen Valdyn sind wunderbar vielfältig und die Musik bombastisch und atemberaubend atmosphärisch. Aber noch schöner ist die optische Präsentation: Die düstere Fantasy-Grafik, die sensationelle parallax-scrollende Wolkendecke und die flüssigen Animationen lassen jeden Amiga-Besitzer mit der Zunge schnalzen. Keine Kritik ? Doch: Lionheart zeigt sich nie unfair, aber irre komplex und hart. Unbegrenzte Continues vermisse ich ebenso wie schlagkräftige Extrawaffen. Meine Begeisterung bleibt davon jedoch unberührt. Kauft Euch dieses Programm !." - Power Play, Februar 1992 - 83%
Das komplette Review gibt es hier:
"Vom Abwechslungsreichtum der Grafik könnt Ihr Euch anhand der abgebildeten Bilder leicht selbst ein Bild machen - dass zudem all' die Spinnen, Echsen, Riesen und sonstigen (Fantasy-) Monster genauso hervorragend animiert sind wie der katzenhafte Hauptdarsteller, müsst Ihr uns einfach glauben. Außerdem erklingt in jeder der acht Welten eine andere Begleitmusik, so dass auch akustisch so schnell keine Langeweile aufkommt. Vor allem aber bietet Lionheart mit seiner Mischung aus Jump & Run, knackigen Schwertkämpfen und kleinen Knobel-Einlagen spielerisch neue Herausforderungen. Auf zwei Dinge wurde dagegen bewusst verzichtet: Einmal auf ein Zeitlimit, damit man sich in Ruhe durch die ganzen Höhlen, Urwälder, Türme, Vulkane und das Luftschloss am Ende kämpfen kann; zum anderen auf einen Kopierschutz, weil Thalion das Bewusstsein bezüglich Raubkopien ein bisschen schärfen will. Sollte es gelingen, überlegt sich die Firma den Ausstieg aus dem Genre nochmal - es liegt also in Euer Hand!
Wenn Ihr uns fragt: Wir würden uns lieber die Hand abhacken lassen als zu riskieren, dass wir zukünftig auf Sahnestückchen vom Schlage eines Lionheart verzichten müssen." - Amiga Joker Januar 93, 88% (Sound: 83%)
Das komplette Review gibt es hier:
"Spielerisch und technisch ist das Spiel also wirklich 1a. Der geplante Quantensprung mag Thalion zwar nicht geglückt sein, eine Nasenlänge voraus ist Lionheart seiner Konkurrenz aber allemal. " - ASM
April 93, 10 von 12 (Sound: 10)
Das komplette Review gibt es hier:
Intro Lionheart
Longplay Lionheart
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