Ratchet & Clank: Rift Apart
Das bislang beste PS5-Exklusivgame
2016 gab es – anlässlich des Ratchet & Clank – Animationsfilms – einen Reboot des Erstlings der legendären Spielereihe von Insomniac Games. Und der Release des wirklich neuen letzten richtigen Ratchet & Clank-Games, „A Crack in Time“ für die PS3, ist sogar schon 12 Jahre her. Ich spiele es ja auch heute noch gerne, Klassiker. Aber natürlich lange nicht so ein Klassiker wie die ersten drei Teile aus den Jahren 2002 bis 2004, erschienen für die PS2, PS3 und die PS Vita. Ja genau, der Lombax und sein kleiner Roboterkollege sind – mit Ausnahme eines Mobile-Ausreißers – nur auf den gerade angesagten Playstations erschienen. So ist dann auch der jetzt releaste – mal eben nachrechnen – es müsste inzwischen der 13. oder 14. Teil des Jump & Run – Action-Adventure-Mixes sein, mit dem Namen „Ratchet & Clank: Rift Apart“ Playstation only, genauer: Playstation 5 only. Und alle, die sich darüber ärgern, dass sie bis heute keine PS5 kaufen konnten, weil es die ja kaum irgendwo gibt, haben jetzt allen Grund, sich noch ein kleines bisschen mehr zu ärgern, weil das neue Ratchet & Clank so dermaßen bockegut ist, dass es schon alleine ein Grund wäre, sich eine PS5 zuzulegen. Warum das so ist, das erzähle ich euch jetzt natürlich auch.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Eine Parade für die Helden
Rift Apart – was übersetzt „auseinander reißen“ bedeutet – startet irgendwo hinter dem 2013er Ratchet-Quickie „Into the Nexus“. Und zwar mit einer großen Parade in Megalopolis für die beiden ungleichen Helden. Was denen schon ein bisschen peinlich ist, immerhin ist die letzte Heldentat ja nun schon eine ganze Weile her. Da geht es dann vor einer jubelnden Menge durch bunte Themenparks mit den alten Abenteuern von Ratchet & Clank, launig moderiert von ihrem alten Widersacher Captain Qwark – eine tolle Idee, um uns gleich zu Beginn in die richtige Stimmung zu bringen.
So bewundert man die knallbunte lebendige Welt, springt und ballert ein bisschen herum, schwelgt in Erinnerungen und fragt sich, was wohl Clank für Ratchet geplant hat. Und obwohl da schon ein paar Störenfriede die Veranstaltung attackieren, und keiner genau weiß, ob die jetzt mit zur Show gehören oder nicht, packt Clank am Ende schnell noch ein Geschenk für seinen besten Freund aus. Es ist: Der Dimensionator, damit Ratchet seine Familie suchen gehen kann! (Der ja schon mal in der Nexusfolge aufgetaucht war). Was für eine schöne, selbstlose Idee. Da würden wir ja glatt ein paar Tränchen verdrücken. Wenn da nicht prompt Dr. Nefarious auftauchen würde. Der schnappt sich das Teil, ballert ohne größeres Detailwissen damit wild in der Gegend herum und verursacht so dann auch prompt Risse in den Dimensionen, was ja noch nie wirklich gut war. Deshalb ist für Ratchet klar: Wir müssen ihn stoppen und den Dimensionator zurückholen!
(Copyright: Insomniac/Sony)
Ein Roboter verschwindet und ein weiterer Lombax taucht auf
Soweit der Plan. Der Erzschurke – der im Spiel mehr und mehr Ähnlichkeit mit Donald Trump bekommt mit seinen karierten Sprüchen und Allmachtsfantasien – also, der Erzschurke verschwindet nach kurzem Scharmützel durch diverse Dimensionen in eine Parallelwelt, wo er der Herrscher des Universums ist, während sich Ratchet und Clank bei der Verfolgung durch Zeit und Raum aus den Augen verlieren und in verschiedenen Dimensionen und auf anderen Planeten landen. Wobei Clank dann per Zufall beim weiblichen Lombax-Gegenstück zu Ratchet landet, bzw. seinem Dimensions-Äquivalent, bei Rivet. Die im Widerstand gegen den Diktator Nefarious kämpft.
Die Spielziele sind also abgesteckt: Ratchet & Clank wieder vereinen, Dr. Nefarious den Dimensionator entreißen und so seine Schreckensherrschaft beenden und den Dimensionsriss zu flicken – während Nefarious natürlich weiter Jagd auf die beiden macht bzw. machen lässt.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Multiple Persönlichkeiten & Rätsel
So, und mehr will ich zur Story dann auch nicht verraten, selber spielen macht schlau. Und natürlich auch mehr Spaß. Apropos Spielen: Der gelegentliche Wechsel zwischen den beiden Lombaxen – der übrigens vom Spiel veranlasst wird, selber könnt ihr da nicht umschalten – ist erfrischend. Spielerisch unterscheiden sich die beiden nicht – selbst die Waffen-Updates werden stets parallel ausgeführt – aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten ist das schon eine nette Sache.
Hin und wieder dürft Ihr dann auch noch in die Haut anderer Charaktere schlüpfen: Mit Clank zum Beispielkittet ihr recht knifflige Dimensionsrisse, in denen ihr in bester Lemmingsmanier eure rasenden Hologramme in die richtigen Bahnen lenken müsst, oder ihr infiltriert mit der kleinen Robospinne Glitch Netzwerke, um Viren und Malware auszuschalten. Und auch die beiden Lombaxe dürfen ein wenig rätseln: So müsst Ihr zum Beispiel auf einem Planeten immer wieder mal die Dimension und die Zeit wechseln, von „nett und freundlich“ zu „völlig destroyed und düster“, um weiterzukommen. Nice!
(Copyright: Insomniac/Sony)
Fette Action, wilde Waffen und ein bunter Kessel Gegner
Allerdings ist die ganze Rätselei auch dieses Mal wieder nur schmückendes Beiwerk, im Mittelpunkt steht ganz klar die Balleraction. Und was hat sich Insomniac da alles einfallen lassen! Ihr springt einem gigantischen fliegenden Suchfüssler auf den Rücken, während ihr ihn auf einem Flitzkäfer verfolgt, ballert euch durch ein Piratenschiff voller Roboter-Piraten, bekommt es mit ganzen Horden von ekligen Insekten samt monströser Bossgegner zu tun und vieles vieles mehr.
Mindestens genauso großartig wie die Gegner ist auch das teilweise doch ziemlich skurrile Waffenarsenal. Klar, Schrotflinte, Laserpistole oder Raketenwerfer – kennt jeder. Aber schon mal was von einem Formschnittsprinkler gehört, der Gegner in Hecken verwandelt? Oder dem Bohrhund, der seine explosive Ladung unterirdisch an den Mann bringt? Und was ist mit Todeshandschuh, Kreisklingen oder Mr. Partypilz? Deren Wirkung mindestens ebenso grandios ist wie ihr Name.
Das Baller-Bestiarium ist also deutlich größer geworden – und muss während der oft recht ausufernden Kämpfe auch umfangreich eingesetzt werden. Zum einen, weil euch meist recht schnell die Munition ausgeht für eine Waffe, zum anderen, weil jeder Gegner eine andere Vorgehensweise erfordert. Aber keine Sorge, der Wechsel zwischen den Waffen funktioniert tadellos, außerdem pausiert dann gnädigerweise auch die Action, bis ihr euch für einen neuen Schießprügel entschieden habt.
Wie gewohnt könnt ihr euer Arsenal auch updaten und aufpumpen. Entweder, indem ihr euch Updates mit zuvor gesammelten seltenen Ressourcen kauft, oder indem ihr die Waffen einfach oft genug benutzt. Dann nämlich sammeln die selber Erfahrungspunkte und leveln irgendwann automatisch hoch.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Und wo bleibt die Hüpferei?
Rätsel, Action – fehlt da nicht noch was? Richtig, die Abteilung „Jump & Run“. Die steht in Rift Apart zwar nicht ganz so sehr im Fokus wie gewohnt, hat aber trotzdem noch so einiges zu bieten. Wie zum Beispiel die rasanten Railgrinds inklusive Hindernissen und Schienenwechsel, Wallruns, Schwunghaken, Doppelsprünge, Klettern auf magnetischen Pfaden, wo oben plötzlich unten ist, oder Rennen über Plattformen, die sich nach kurzer Zeit wieder auflösen. Das ist meist nicht übermäßig schwer, an einigen Stellen hatte ich aber schon schwerer zu knabbern. Und auch die übliche Sammelei darf wieder nicht fehlen. Wo ihr aber z.B. bei Mario teilweise übel rätseln müsst, wie ihr an den nächsten Stern kommt, erledigt ihr das hier quasi nebenbei – es gibt genug davon und wirklich versteckt ist auch kaum etwas.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Endlich mal richtig DualSensen
Bei all dem haben die Entwickler den DualSense-Controller der PS5 geradezu vorbildlich eingebaut; erstmals nutzt ein Game die vielen Vorteile des Pads, wie haptisches Feedback oder die adaptiven Trigger – etwa für alternative Feuermodi – komplett aus. Wem das too much ist, kann das alles aber auch einfach abschalten.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Feine Figuren
Gameplay? Haken dran. Story? Auch gut. Charaktere? Wunderbar. Nicht nur die beiden sehr unterschiedlichen Lombaxe und Clank gefallen da außerordentlich und sind mit feiner Feder gezeichnet, auch sämtliche Nebenfiguren sind einfach wunderbar. Ob nun Dr. Nefarious mit seinen endlosen trumpschen Monologen oder die zahllosen charmanten, verrückten und teilweise schön überzeichneten Nebenfiguren, die euch immer wieder über den Weg laufen, überzeugen auf ganzer Linie. Was auch an der fast perfekten deutschen Synchronisation liegt. Fast alles Stimmen sind da bis in die kleinste Nebenrolle passend besetzt und werden professionell gesprochen.
Apropos Charaktere: Wo leben die? Klar, in einer Spielewelt. Und die ist hier der absolute Knaller. So lebendig, so bunt, so detailverliebt – das ist eine echte Werbung für die PS5 und für NextGen. Überall passiert etwas, überall gibt es etwas zu sehen, selbst im Hintergrund oder weit weg. Arbeiter schuften in Lagern, Tänzer bewegen sich über die Tanzfläche, Raumschiffe rasen über die Landschaften – da will man einfach oft mal stehen bleiben und sich die Sachen genauer anschauen, das ist wie ein Pixar-Film zum Mitmachen.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Wunderbare Welten in Edeloptik und viel Tempo
Und dann diese komplett unterschiedlichen Welten mit ihren Vegetationen, die gewaltigen Städte, die Blade-Runner-Erinnerungen wecken, die Animationen der Bewohner und der seltsamen Tiere und Wesen und, und, und – einfach fantastisch. Das Game bietet zudem auch gleich drei Grafik-Modi an: Den Wiedergabetreue-Mode mit 30 FPS, Raytracing, besserer Beleuchtung und 4K-Auflösung, dann den Performance-Mode mit 60 FPS, Raytracing und niedriger Auflösung oder den Leistungs-Modus, ebenfalls mit 60 FPS, aber mit ausgeschaltetem Raytracing, und dafür mit 4K Auflösung. Ist aber egal, was ihr da nehmt – es sieht einfach überall richtig gut aus. Wer also immer schon mal mit seiner neuen PS5 angeben wollte (oder dem Partner beweisen muss, dass die ihr Geld wert ist), sollte das auf jeden Fall mit „Ratchet & Clank: Rift Apart“ machen.
Die Leistungsstärke der NextGen-Konsole sorgt dann auch für ein gehöriges Tempo-Plus im Spiel. Das liegt zum einen an den neuen Moves und Gadgets von Ratchet wie seine Turbostiefel oder die Flitzkäfer, mit denen er sich deutlich schneller fortbewegen kann, aber auch sonst drückt hier alles noch ein wenig mehr aufs Gaspedal.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Nichts zu meckern?
Hab ich denn gar nichts zu meckern? Doch, aber da ist nichts Spielentscheidendes bei. Ich hätte mir noch ein paar mehr Nebenaufgaben auf den Planeten gewünscht, statt jeweils nur ein oder zwei. Einige Jump-Passagen sind etwas unfair und lassen sich nur mit viel Trial & Error lösen. Die Lenkung des Drachen fand ich fürchterlich, ich hab bis heute nicht kapiert, wie man den landet, und hin und wieder wurden mir die Kämpfe etwas zu hektisch. Was aber auch an meinen Skills da liegen kann. Wie gesagt: Alles Kleinkram und wirklich nicht spielentscheidend.
(Copyright: Insomniac/Sony)
Fazit
Was für ein Game! Hier stimmt einfach alles, hinter jeder Ecke lauert eine neue Überraschung, mehr Abwechslung, noch abgefahrenere Ideen, noch mehr liebenswerte Gestalten. Fette Fights, schönes Jump & Run, krasse Action mit viel Effektgewitter, ein wenig Rätselei, wunderbare Welten voller Leben, gut erzählte Story, der schöne Kniff mit der Dimensionswechselei, viel Humor, Dual-Sense-Unterstützung und - erwähnte ich die Abwechslung schon? Das ist Next Gaming auf ganz hohem Niveau, der beste PS5-Exklusivtitel und ganz sicher auch das beste Ratchet & Clank aller Zeiten.
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