Review 190713 Red Faction (Switch)

Red Faction Guerilla (Switch)
Story: Schwarz-weiß

Für alle Spätgeborenen und PS4-Xbox One-losen ein paar Sätze zur – zugegebenermaßen – ziemlich dünnen Handlung. Die findet auf dem Mars statt. Weil wir ja alle wissen:  Mars macht mobil – bei Arbeit Sport und Spiel! Nun, Sport und Spiel gibt’s da oben weniger, dafür aber jede Menge Arbeit. Wobei die Arbeiter – das sind die Guten im Spiel – dann nicht nur arbeiten, sondern auch unterdrückt werden und drangsaliert werden.

Wo Gute sind, da muss natürlich auch die Bösen geben, Red Faction malt da mit dicken Pinselstrichen in Schwarz und Weiß. Die Bösen sind hier die EDF, die Earth Defense Force. Die waren eigentlich auch mal die Guten, aber irgendwann hatten die wohl keine Lust mehr drauf, oder was falsches gegessen, oder die Stelle der Bösen war gerade frei und wurde auch besser bezahlt, wie auch immer.

Und wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand ja bekanntlich zur Pflicht – wie schon Berthold Brecht wusste (wobei das Zitat ursprünglich wohl von Papst Leo dem XIII. stammt, aber das ist eine ganz andere Geschichte). Und dieser Widerstand heißt in diesem Fall „Red Faction“, also die „Rote Fraktion“. Was ja wiederum schon ein wenig nach Terrorist klingt. Aber bei der Red Faction legt man Wert darauf, eben keiner zu sein. Und damit der Held Alec Mason, der eigentlich ja gerade erst auf dem Mars angekommen ist, um da ein bisschen Kohle zu machen, auch so richtig Bock hat, da mitzumischen, gibt’s den Klassiker: Sein Bruder Daniel – der schon länger sowohl auf dem Mars als auch Mitglied bei der Red Faction ist – wird kurzerhand von der EDF getötet. Und Rache ist ja als Motiv für fast alles gesellschaftlich akzeptiert. Zudem macht auch die EDF bald Jagd auf ihn und verdächtigt ihn ohnehin , zur Red Faction zu gehören. Da kann er da auch gleich mitmischen.
Nichts neues von der Spielefront

Spielerisch wird in Red Faction Guerilla Remastered das altvertraute Ubisoft-Prinzip a la Far Cry verbraten.  Heißt: Sektoren befreien, indem wir gegnerische Lager zerstören. Und dafür braucht man natürlich – auch das ist hinlänglich bekannt – die Unterstützung der Bevölkerung. Und die bekommen wir, indem wir die Moral in den einzelnen Sektoren hochtunen. Das wiederum erreichen wir unter anderem damit, dass wir die Posten der EDF mit Hilfe der rekrutierten Bevölkerung genüsslich plätten. Wie gesagt: Ist ein alter Hut, aber was solls – oldschool ist immer noch am besten.

Dazu kommen noch tonnenweise Nebenmissionen, wie EDF-Transporter abfangen, Gefangene befreien, den Rebellen irgendwo helfen, Autos möglichst schnell abliefern (was einen Hauch von Racer reinbringt), Dokumente klauen oder – als kleines Highlight – spezielle Zerstörungsaufträge, bei denen Hilfsmittel und Zeit beschränkt sind.  All das wird unter anderem mit Schrott belohnt, der Hauptwährung im Spiel. Den gibt es auch – und damit schließt sich der Kreis – wenn wir Gebäude zerlegen, was ja wie erwähnt der größte Spaß und der Main Motivator in Red Faction Guerilla ist.
Herrliche Zerstörungsorgie

Aber wird das nicht langweilig, dauernd nur irgendwas kaputt zu kloppen? Kurze Antwort: Nein. Warum? Weil das einfach jedes Mal aufs Neue spektakulär aussieht. Egal ob Bürogebäude, Lagerhallen, Wachtürme oder Straßensperren: Es ist einfach ein Gedicht, wenn Beton, Glas und Stahl physikalisch korrekt zusammensacken. Das haben die Entwickler erreicht, indem sie jede Struktur aus verschiedenen Materialien aufgebaut haben. Da gibt es dann Stahlpfeiler, Betonmauern, Holzstrukturen, Glas und dergleichen mehr – und jedes Material verhält sich anders und zerbröselt realistisch in unterschiedlich große Teile, wenn wir es bearbeiten. Anfangs ist das ein fetter Vorschlaghammer, mit dem sich schon ordentlich Chaos anrichten lässt; später gibt’s dann auch viel Explosives mit ordentlich Wumms. Wobei das Gekloppe mit dem Hammer aber irgendwie immer noch am meisten Spaß macht. Es hat einfach etwas enorm Beruhigendes, einen ganzen Fabrikkomplex mit per Hand zu zerlegen.
Die Switch-Version

Kommen wir zu den Besonderheiten der Switch-Version. Dazu gehört, dass ihr die Spezialrucksäcke und die damit verbundenen Fähigkeiten – wie Heilen oder unsichtbar machen, die ihr in den anderen Versionen erst noch mühselig freischalten musstet, hier gleich zum Start dabei habt. Was das Ganze dann doch etwas zu einfach macht. Vor allem, weil die höchste Schwierigkeitsstufe erst am Ende der Kampagne freigeschaltet wird.

Grafisch bietet das Game auf der Switch zwei verschiedene Modi an: Im Qualitätsmodus gibt’s eine niedrige Framerate, aber die schönere Optik, im Leistungsmodus ist es umgekehrt – wobei die Bildrate da zwar auch über die 30er-Grenze kommt, aber schon ziemlich schwankt. Insgesamt sieht das auf der Switch nicht viel schlechter aus als auf PC, PS4 oder Xbox One im letzten Jahr. Was aber nicht schwer ist, da die Remastered-Ausgabe da ja nun wirklich grafisch keine Bäume ausgerissen hat.

Hab ich was vergessen? Ja, die Steuerung. Die bekommt von mir ein „Hm, na ja“, weil die – zumindest am Joycon – doch übersensibel reagiert und etwas schwer dosiert werden kann. Also besser mit dem optionalen Gamepad zocken.
Fazit

Fazit: Red Faction Guerilla Remastered macht – dank der herrlichen Zerstörungsorgien – auch auf der Switch Spaß, sieht da aber auf großen Bildschirmen nicht ganz so gut aus und hinkt auch steuerungstechnisch hinterher. Wer unterwegs mal an seinem Aggressionsstau arbeiten möchte, ist trotzdem bestens bedient. Übrigens: Wer am launigen Multiplayer für bis zu 16 Mitspieler teilnehmen will, braucht auf der Switch eine Mitgliedschaft bei Nintendo Switch Online.
Neuer Text
Share by: