Jahresrückblick 2019 - Q4
Geschiedene Geister, Switchiges und PC-Western
Willkommen zum vierten Teil meines Gamer-Jahresrückblicks 2019. Heute werfen wir einen abschließenden Blick auf die letzten drei Monate des Jahres. Der Oktober ist ja für die Gamesbranche fast schon wieder der letzte Monat des Weihnachtsgeschäftes und der allherbstlichen Blockbuster-Releasezeit. Nachdem das dritte Quartal mit einem goldenen September für die Gamer endete, stellt sich die Frage, ob das dann nahtlos so großartig im Oktober weiterging. Schaun wir mal.
Goldener Oktober
Im Oktober tauchten eine Menge bekannter Namen auf. Zum Beispiel der Shooter Call of Duty: Modern Warfare. Der Reboot der 2007er-Version kam mit einer netten, abwechslungsreichen und wieder groß inszenierten Kampagne (die allerdings recht kurz aus- und durch blasse Helden auffiel), vor allem aber mit einem gestrafften, motivierenden Multiplayer, bei dem endlich wieder die knackigen Gefechte im Mittelpunkt standen. Alles in allem nicht aufregend neu, dafür aber wieder richtig gut.
Ebenfalls vertraut ist der Titel Plants vs. Zombies. „Battle for Neighborville“ hieß die Folge, die Oktober 2019 erschien und die sich dann auch als die beste der launigen Multiplayer-Shooter-Serie erwies. Neue Charaktere, spielerisch etwas aufpoliert, größere Gebiete zum Erkunden, dazu der gekonnte Comiclook und die witzigen Figuren - mit dem Pflanzen-Zombie-Game konnte man jede Menge Spaß haben.
Mein persönliches Lieblingsspiel im Oktober aber war die Umsetzung von The Witcher 3 für die Switch, dem meiner Meinung nach immer noch besten Open-World-Rollenspiels ever. Da wurden erstaunlicherweise nicht nur das komplette umfangreiche Hauptspiel plus die beiden DLCs in Nintendos Hybridkonsole gepackt, auch technisch war das - trotz kleinerer Abstriche - absolut gelungen. Geralt von Riva für unterwegs: Da wurde ein Traum wahr.
The Witcher 3 Wild Hunt für die Switch (Copyright: CD Project Red)
Und noch eine Umsetzung landete im Oktober ganz oben in den Punktelisten: Das Aufbau-Strategiespiel Frostpunk, im Frühjahr 2018 bereits für den PC erschienen, wurde im Oktober zum Genrehit auf PS4 und Xbox One. Der Kampf gegen Hunger und Kälte, dazu der anspruchsvolle Aufbaupart, die harten Entscheidungen und das tolle Steampunk-Flair - das alles konnte auch auf den Konsolen überzeugen.
Auch noch gut im Oktober: Das herrlich alberne Jump & Run Yooka-Laylee 2, das kreative und zuweilen ebenfalls herrlich alberne, aber auch böse-gesellschaftskritische Space Western-Rollenspiel The Outer Worlds, unbedingt natürlich auch Disco Elysium
und - mit einigen Abstrichen - auch noch das nachdenklich stimmende Pinselspiel Concrete Genie, das sich mit dem Thema Mobbing kreativ auseinandersetzte.
Weniger goldener Oktober
Der Oktober war aber auch ein Monat der kleinen und größeren Enttäuschungen. Der Shooter Ghost Recon Breakpoint wirkte überladen, wollte viel zu viel und setzte sich damit zwischen alle Stühle. Kein wirklich schlechtes Game, aber gegenüber dem Vorgänger Wildlands dann eben doch eine Enttäuschung.
Oder das Remake des einstigen PS1-Kult-Klassikers MediEval. Das schon in den 90ern eigentlich mehr von seiner Originalität denn von spielerischen Inhalten lebte. Beim Remake kamen dann aber auch noch handwerkliche Schwächen und Designfehler obendrauf und hatte zudem mit Kameraproblemen zu kämpfen. Manche Tote sollte man einfach besser ruhen lassen.
Death Stranding (Copyright: Kojima Productions)
Geschiedene Geister im November
Größter Aufreger war da natürlich Hideo Kojimas Open-World-Walking-Simulator-Surviving-MMO Death Stranding, das von den einen als epochales Kunstwerk gefeiert wurde, von den anderen als völlig überschätztes und spielerisches dünnes Experiment eines Egomanen kritisiert wurde, dem die Spieler egal sind. Auf jeden Fall war es anders, zum einen seltsam faszinierend und gleichzeitig oft strunzlangweilig. Mir jedenfalls hatte es gut gefallen. Aber das muss ja nichts heißen.
Auch beim Racer Need for Speed Heat
schieden sich die Geister. Viele fanden das ja richtig gut, „bestes Need for Speed seit langem“ und so. Ich fand es dagegen belanglos. Ja, die Cop-Verfolgungen machen schon Spaß, der Fuhrpark ist ok, das Tuning-Angebot reichhaltig. Aber da war nichts, was mir längere Zeit im Gedächtnis bleiben würde: Die Stadt zu trist, die angebotenen Charaktere unsympathisch, die Rennen und die KI simpel. Das war nichts für mich.
Terminator Resistance
schließlich war jetzt zwar kein Komplettversager - bei Atmo und Teilen der Story wusste das Game durchaus zu gefallen. Beim Rest aber hatte man das Gefühl, dass die Entwickler sich zwar viel vorgenommen hatten, aber nicht in der Lage waren, es auch umzusetzen. Dazu kam, dass Spieldesign und Technik schon deutlich angestaubt waren. Darüber ist Arnie sicher nicht amused.
Star Wars Jedi Fallen Order (Copyright: Respawn/EA)
Eindeutig gut im November: Western, Star Wars und mehr
Keine zwei Meinungen dagegen gab es, als im November - gut ein Jahr nach der Konsolen-Version - endlich auch ersehnte PC-Version des Western-Epos Red Dead Redemption 2
erschien. Trotz immenser Hardware-Forderungen und gelegentlicher Abstürze in der ersten Zeit nach Release ist das eins der besten PC-Spiele der letzten Jahre.
Richtig gut gefiel mir auch Star Wars Fallen Order. Das war zwar nicht perfekt, aber dafür ein durch und durch schönes Solo-Abenteuer mit fordernden Kämpfen, einer guten Story, viel Abwechslung und einer gelungenen Star Wars Atmo. Der Mix aus Tomb Raider, Uncharted, Dark Souls und Metroidvania im Star Wars-Kostüm ging auf - nicht nur für Star Wars Fans ist das beste Unterhaltung mit nur kleinen Schönheitsfehlern.
Weitere Highlights im November: Die PS4/Xbox One-Version des Rundenstrategiespiels Civilization 6, das Stadia-exklusive Action-Adventure Gylt, Nintendos kurzweiliges Action-Adventure The Touryst und erstaunlicherweise auch Pokemon Schwert & Schild, das deutlich komplexer als seine Vorgänger daher kam.
Alien Isolation für die Switch
Ruhiger Dezember
In dem es naturgemäß dann gametechnisch bedeutend ruhiger zuging. Erwähnenswert waren da zum einen die Umsetzung des Action-Horrors von Alien Isolation für die Switch, das ja noch immer die beste Umsetzung der Filmvorlage ist und auch auf Nintendos Konsole fast restlos überzeugen konnte.
Und dann ging im Dezember mit dem fünften Teil auch das Episoden-Adventure Life is Strange 2
zu Ende. Ein - trotz spektakulärem telekinetischen Hokuspokus - recht behutsames Spiel um Erwachsenwerden, um Verantwortung, und ja, auch eine Abrechnung mit Trumps Amerika. Manchmal mit Durchhängern, zuweilen mit zu viel Klischees, aber letztendlich verdient es das Game trotzdem, gespielt zu werden.
Ebenfalls noch erwähnenswert im Dezember: Das Anno-1800-DLC Die Passage
(weil das dritte DLC endlich auch die Klasse des Hauptspiels erreichte) und das Musikspiel AVICII Invector, das dem verstorbenen schwedischen EDM-Star gewidmet ist, und echt Spaß macht - sofern man dessen Musik mag.
Fazit zum Spielejahr 2019
Am Ende unserer Reise durch das Spielejahr 2019 kann man schon ruhigen Gewissens behaupten, dass es ein gutes Jahr war. In dem hier bei mir der „Pile of Shame“ mit den Spielen, die ich noch unbedingt durchspielen will, weiter angewachsen ist. Da bin ich ja gespannt, ob der in diesem Jahr jetzt kleiner wird - oder ob sich weitere Toptitel hinzugesellen. Wir werden sehen.