Als Digital Illusions 1992 sein "Pinball Dreams" heausbrachte, trat man damit eine ungeahnte Erfolgslawine los. 650.000 Mal verkaufte sich die Flipper-Simulation, was für damalige Verhältnisse schon irrsinnig viel war. So erschienen in den nächsten vier Jahren dann auch acht Fortsetzungen, unter anderem für Amiga, PC, SNES, Atari Falcon 030, Game Boy und Game Gear. Klar, dass auch andere Entwickler etwas von diesem Kuchen abhaben wollten. So machte sich dann (unter anderem) auch Ikarion daran, einen eigenen Flipper - den Pinball Wizard 2000 - zu entwickeln.
Der Name stammt - Musikfreunde wissen das - vom gleichnamigen Song von The Who aus der Rockoper Tommy von 1969 (der in der Verfilmung übrigens dann von Elton John gesungen wurde, aber ads nur nebenbei). Wohl um etwaigen Plagiatsvorwürfen oder Namensprozessen zu entgehen, wurde dann vermutlich kurzerhand noch das "2000" angehängt. Was 1996 ja noch unheimlich fresh und zukunftsorientiert klang.
Die Tracks zum Pinball Wizard kamen als Audiotrack auf die CD. Was mich damals in die glückliche Lage brachte, keine Rücksicht auf Soundblaster-oder MIDI-Kompatibilitäten nehmen zu müssen und auf Chipspielereien, quäkige Bläser und blecherne Drums verzichten durfte - und stattdessen aus dem klanglichen vollen schöpfen durfte. Alles Dinge, die heute selbstverständlich sind, aber damals noch eher ungewöhnlich waren. Auch inhaltlich wurde mir die Sache leicht gemacht, da jeder Table ein klares Thema hatte, zu dem die Musik passen musste. Dazu kamen dann noch die üblichen Menü-,Intro- und Abspanntracks, so dass ich am Ende dann - nein, ausnahmweise mal nicht 13, sondern 11 Songs produziert habe.
Nach meiner legendären Gesangsnummer in "Caribbean Disaster" gibt im Pinball Wizard tatsächlich gleich zwei Song, bei denen ich stimmlich zu hören bin. Eins davon ist eine Art Rap, den ich jetzt zum ersten Mal seit 1996 wieder gehört habe und erstaunlicherweise immer noch ganz lustig finde. Den hatte ich eines Abends innerhalb von zwei Stunden komplett aufgenommen - der Text flog mir praktisch zu, die Backgroundmucke ist recht simpel, dazu etwas improvisiert, fertig. Ich glaube, das Ding lief im Abspann, aber wie so oft: Ich bin mir nicht sicher.
Hier der Text (der sich stimmungsmäßig ein wenig an Georg Kreislers "Mein Weib will mich verlassen" orientiert)
Den ganzen Tag vor der Kiste hocken,
und 24 Stunden lang den Pinball Wizard zocken
ist das geil, ist das easy, ist das locker, ist das heiß,
nur die Frau, die nörgelt rum und sagt "Was soll der Scheiß!?"
Ich dachte wir beide wären fest liiert,
nur dass zwischen uns seit Wochen ja fast gar nichts mehr passiert
Deine Seele ist verkabelt und Dein Hirn ist ein Prozessor
und ich hab die Schnauze voll, ich glaub ich gehe jetzt wohl besser!"
Ich sei ein Videozocker und ein Stubenhocker,
ein sozialer Krüppel - doch das lässt mich völlig locker
ich sei die blödeste Type weit und breit,
ich hätte gar kein Herz, ich hätt nen Intel Inside
als sie mich kennen lernte, ja da war ich viel netter,
und jetzt hing ich nur noch rum und würde fetter und fetter
Jetzt sei es an der Zeit und ich müsste mich entscheiden,
der Computer oder sie, einer können nur bleiben!
Videozocker, Stubenhocker, lässt mich völlig locker,
kein Problem!
Verdammt, jetzt wird es kritisch, die Kiste oder sie,
ich muss mich schnell entscheiden und mir dämmert auch schon wie,
ich geb ne Anzeige auf, den Text kenn ich genau:
"Suche schnelleren Prozessor - biete große blonde Frau!"
Und dann klingelt schon der Wecker, es ist alles gar nicht wahr,
es war nur so'n blöder Albtraum, doch verdammt - sie ist noch da!