Review 151223 Starfield

Starfield

Fast unendliche Weiten...

Wenn Bethesda mal wieder was Neues raus haut, bin ich auf jeden Fall dabei. Was habe ich Games wie Fallout oder Skyrim gesuchtet. Unter gut dreistellig bin ich da bei den Spielstunden nicht rausgekommen, bei all den großartigen Geschichten und fesselnden Haupt- und Nebenquests, den schönen Spielwelten und den vielen fast schon lebendigen Figuren. Nun weiß man bei Bethesda aber vorher auch nie so genau, was man da zum Release bekommt. Haben die im Vorfeld zu viel versprochen? Ist wirklich alles drin, was angekündigt war? Wie sieht es dieses Mal zum Start mit den Bugs aus? Da ist dann so mancher schon aus Erfahrung eher skeptisch.

  (Copyright: Bethesda)
Bethesda & me = Best Buddies

So war die Erwartungshaltung vor dem Release von Starfield wieder mal immens. Aber nun, da ich es inzwischen auch schon wieder gut 100 Stunden gespielt habe – übrigens auf der Xbox -  kann ich Entwarnung geben: Alles gut. Na ja, fast alles. Also, das meiste. Vorab aber eben noch eine kleine Spoilerwarnung: Ich werde hier nicht umhin kommen, das ein oder andere aus der Story zu verraten. Was aber ok ist, finde ich, ich habe ja extra einige Zeit mit meinem Bericht hier gewartet. Bethesda-Fans dürften damit also eh schon durch sein. Aber wenn nicht: Springt gleich zum Fazit oder geht lieber spazieren.

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Darum geht es in Starfield

Starfield spielt im Jahr 2330. Wo? Na, Sonnensystem und Umgebung, wobei aber nicht die Erde der Mittelpunkt unseres Handelns ist. Geht auch gar nicht, weil – die ist ja wieder mal komplett im Arsch. In einer Mission besuchen wir sie aber trotzdem, genauer: Den Weltraumbahnhof der NASA. Und unseren Mond auch. Worum es da nun aber speziell geht, verrate ich hier nicht, ihr wisst schon, wegen Spoiler und so. Der Planet, auf dem ihr euch am meisten aufhalten werdet, ist Jemison im Alpha Centauri-System. Und nein, ich habe nachgeschaut: In der Realität gibt es Jemison nicht. Zwar sind inzwischen drei Exoplaneten nachgewiesen, die um den kleinsten der drei dortigen Sterne kreisen, um Proxima Centauri, aber Jemison heißt keiner davon. Wollte ich euch nur mal eben erzählen, falls ihr mal beim Jauch landet. Weiß man ja nie.

Hauptstadt von Jemison ist New Atlantis, wo wiederum die Forschervereinigung „Constellation“ ihren Sitz hat, die „Loge“ heißt. Und dieser Constellation schließen wir uns schon in der ersten Spielstunde an. Eben noch ein namenloser Minenarbeiter – und zack, plötzlich Mitglied in einem elitären Wissenschaftlerclub. Die Constellation hat es sich allgemein zur Aufgabe gemacht, die Mysterien des Alls zu erforschen. Ganz speziell ist man aber gerade geheimnisvollen Artefakten auf der Spur, auf die ihr ebenfalls gestoßen wart, und mit denen ihr augenscheinlich besser klar kommt als der Rest der Menschheit. Weshalb ihr dann auch aufgenommen werdet.

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 Die Missionen und Quests: Hauptquest verquast, sonst meist gut bis sehr gut

Was genau es mit diesen Artefakten, der Allheit, den Huntern und Gesandten auf sich hat, klärt sich erst so nach und nach und ist thematisch eigentlich eine ziemlich verquaste, zähe und undurchsichtige Angelegenheit. So ist der Hintergrund der Hauptstory oft leider reichlich kopflastig pseudo-philosophisch verschwurbelt und meist ziemlich uninteressant. Macht aber nichts, denn  sowohl die Questreihen der Fraktionen – dazu gehören die Law & Order-Fraktion der United Colonies, die Ranger des Freestar Collective, die Piratenfraktion Crimson Fleet und das Unternehmen Ryujin Industries – sind fast durch die Bank extrem abwechslungsreich und spielenswert, aber auch einige der vielen kleinen Nebenmissionen überraschen hin und wieder mit ausgefallenen Ideen.

Da sind wir für die Crimson Fleet als Undercover-Agent bei den Piraten unterwegs, um einen gewaltigen Geldschatz zu finden, spionieren und stehlen im Auftrag von Ryuji Industries, decken für das Freestar Collective die schmutzigen Machenschaften des Industriellen Ron Hope auf oder finden für die United Colonies heraus, wer hinter der Bedrohung durch die mörderischen Terrormorphs steckt. Mit jeder dieser Questreihen seid ihr einige Stunden gut beschäftigt.  Auch bei den Nebenquests gibt wie gesagt einiges zu entdecken, auch wenn da naturgemäß viel Füllmaterial dabei ist, auf das ich gerne verzichtet hätte. Aber – muss man ja alles nicht machen, müllt aber leider mit der Zeit das Questbook voll.
         

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Es gibt ja so viel zu tun

Wobei man ja eigentlich immer irgendetwas zu tun hat. Da wollen alle 24 Artefakte gefunden werden (wobei dieses dazugehörige Minispiel in den Tempeln wirklich komplett lahm und überflüssig ist), lassen sich Rohstoffe abbauen, die gut 1.000 Planeten erkunden und dort Infos zu Flora und Fauna sammeln, bis zu acht Außenposten bauen oder ein Appartement oder Haus beziehen und einrichten. Es gibt Werkbänke, um Waffen und Anzüge zu verbessern, ihr könnt forschen, euer Schiff in einem recht komplexen Shipbuilder um- und ausbauen (oder gleich neue kaufen, wenn ihr genug Credits habt), euch in Weltraumschlachten stürzen, Schlösser knacken, tonnenweise Loot sammeln, Piraten jagen, Schiffe entern oder verbotene Waren schmuggeln. Und natürlich kommt auch die Action – genauer: Die Balleraction nicht zu kurz. Die Gefechte mit Piraten, Plünderern und monströsem Weltraumgetier ist schön inszeniert, das Trefferfeedback stimmt, und die Gegner stellen sich – je nach eingestelltem Schwierigkeitsgrad – auch nicht zu dämlich an.
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XPs, Skilltrees und Zwischenmenschliches

Für jede Entdeckung und jeden Erfolg gibt es Erfahrungspunkte, die ihr in einen der fünf Skilltrees investiert. Dazu gehören körperliche Fertigkeiten, Soziales, Kampf, Technik und Forschung mit insgesamt 82 Fähigkeiten. So könnt ihr euch zum Beispiel zum versierten Schlossknacker und Taschendieb ausbilden, der andere in den Multiple-Choice-Dialogen totlabern kann, sorgt dafür, dass ihr eure Ausrüstung und Schiffe extrem hochrüsten könnt, oder verbessert eure Fähigkeiten im Kampf. Ihr könnt auch eine engere Beziehung mit einem der Constellation-Mitglieder eingehen, aber nicht frei wählen. Da müsst ihr dann entweder Barrett oder Sarah nehmen. Oder beide, das geht erstaunlicherweise auch. Viel passiert da aber nicht: Etwas Süßholz raspeln, willst du mich heiraten, kurze Trauung, das war es dann, mehr passiert da anschließend nicht mehr. Da geht es in Games wie etwa The Witcher 3 schon wesentlich mehr zur Sache.   

  (Copyright: Bethesda)
Lebendige Spielewelt - aber nicht offen

Die Spielewelt wirkt auf den ersten Blick auf die Zahlen gigantisch: Über 1000 Planeten soll sie umfassen, die sich erforschen lassen. Stimmt schon, aber 99 Prozent davon sind prozedural generiert und haben – bis auf Unterschiede bei Atmosphäre, Rohstoffen und Fauna/Flora - nur wenig zu bieten. Die Handlung findet zum überwiegenden Teil in immer denselben Systemen statt. Deren lebendigen Städte wie das dystopische Neon, New Atlantis, oder das Westernstädtchen Akila City sind durchaus ansehnlich und spannend, genau wie die großen Raumstationen und Werften im Orbit, aber nach dem 20. Besuch dort nutzt sich das schon etwas ab. 

Enttäuschend ist auch, dass sich die angeblich offene Spielewelt von Starfield als Aneinanderreihung zahlloser Instanzen entpuppt, die zudem auch ständig neu generiert werden. Ihr landet auf einem Planeten und wollt zu eurem vorherigen Landeplatz laufen? Geht nicht, andere Instanz. Ihr landet direkt neben einer Stadt und möchtet zu Fuß dahin? Geht nicht, andere Instanz, ihr seht die Stadt nicht einmal. Ihr wollt das Universum mit dem Schiff durchqueren, um auf einem weit entfernten Planeten zu landen? Auch das geht nicht. Stattdessen reist ihr im Weltall immer mit dem Grav-Sprung: Starten, Nachladen, Ankommen – das kaschiert die Instanzen. Und auch auf dem Boden wird ständig nachgeladen, wenn ihr etwa ein Gebäude betretet oder einen in einen anderen Stadtteil wollt. Den ihr dann noch nicht einmal seht, weil – ihr ahnt es – es eine andere Instanz ist. Das immersive Gefühl von Weite – wie etwa in Skyrim oder The Elder Scrolls – fehlt hier völlig. Das machen selbst Elite oder No Mans Sky besser.


 (Copyright: Bethesda)

Was sonst noch alles gut ist (und das ist eine ganze Menge)


Das mag jetzt so klingen, als ob Starfield eine ziemliche Grütze wäre. Nein, keinesfalls. Abgesehen von den gerade aufgezählten kleinen Enttäuschungen macht es ja auch verdammt viel gut und richtig. Wie beispielsweise die vielen Figuren im Spiel, sowohl die NPCs als auch die Main Character, die meist sehr authentisch wirken und auch etwas zu erzählen haben. Oftmals müssen wir in den Multiple Choice Dialogen auch Entscheidungen treffen, die uns aufgrund ihrer moralischen Dimensionen grübeln lassen. Oder die vielen witzigen Kleinigkeiten und Anspielungen. Da überrascht uns nach einem Grav-Sprung schon mal ein Funkspruch von Oma, dass das Essen fertig sei, oder werden wir von einem Versicherungsvertreter belästigt.            

 (Copyright: Bethesda)

Grafik & Sound: gut. Bis auf die fehlende Lippensychronität


Technisch ist das Game – das sich immerhin acht Jahre in der Entwicklung befand – ok. Grafisch gibt es da Höhen und Tiefen. Gut sind zum Beispiel die Raumschiffe, die Städte und Raumstationen, oder die Exkursionen unter dem Sternenhimmel auf den Planeten, eher schlecht zum Beispiel die hölzernen Animationen der NPCs. Alles in allem aber ist das schon ok. Der Soundtrack ist mal so richtig gut, passt immer und stört nie, Raumschiffe und Waffen klingen ansprechend fett und die deutschen Synchronsprecher machen einen tollen Job. Der leider dadurch geschmälert wird, dass das wirklich Null lippensynchron ist. Und da die englische Sprache nun mal wesentlich prägnanter ist und mit weniger Worten auskommen, führt das dazu, dass die Gesprächspartner noch lange weiterreden, während deren grafische Abbildung schon lange den Mund nicht mehr bewegt. Das ist extrem störend und torpediert massiv die Immersion.

 (Copyright: Bethesda)

 Mein Fazit

Starfield ist kein Weltraum-Skyrim, aber dennoch ein großartiges Game geworden. Es hat wirklich fantastische Quests, packende Kämpfe, eine wunderbar süchtig machende Loot- und Skillmechanik und eine zwar nicht grenzenlose, aber spannende Spielewelt, eingebettet in einem glaubwürdigen Szenario mit Fraktionen,  Historie und Verwicklungen. Es hat gute Dialoge und Figuren, einen starken Schiffs-Editor und auch abseits des Spielgeschehens ausreichend Content, um über die Schwächen hinwegzutrösten. Ich bin jetzt  - wie gesagt – schon über 100 Stunden dabei, habe lange noch nicht alles gesehen und habe mich nur selten wirklich gelangweilt.

Game: Starfield

Genre: Action-Rollenspiel

Plattform: Xbox, PC

Release: 06.09.2022

Entwickler/Publisher: Bethesda Game Studios

USK: ab 16

Sprachausgabe/Texte: Deutsch / Deutsch

Webseite: https://bethesda.net/de/game/starfield

Wertung: 9 von 10

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